Altlasten in der Bauleitplanung – Ermittlung, Bewertung und Behandlung unter Berücksichtigung von BBodSchG und BBodSchV

Einleitung

Die Altlastenproblematik stellt eine bedeutende Herausforderung für die Bauleitplanung dar. Verunreinigungen des Bodens und des Grundwassers durch frühere industrielle oder gewerbliche Tätigkeiten können erhebliche Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt bergen. Dieser Fachbeitrag beleuchtet die Grundlagen der Altlastenproblematik im Kontext der Bauleitplanung, geht auf die Ermittlung und Bewertung von Altlasten ein und diskutiert die rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere das Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) und die Bundes-Bodenschutz-Verordnung (BBodSchV).

Grundlagen der Altlastenproblematik

Altlasten sind Flächen, die durch frühere Nutzung mit Schadstoffen belastet wurden und eine Gefährdung für Mensch und Umwelt darstellen können. Typische Schadstoffe sind Schwermetalle, Kohlenwasserstoffe, halogenierte Kohlenwasserstoffe und andere organische Verbindungen.

Ursachen für Altlasten:

  • Industrielle Tätigkeiten: Ehemalige Fabriken, Chemieanlagen, Raffinerien
  • Deponien: Altdeponien für Hausmüll, Bauschutt oder Sonderabfälle
  • Tankstellen: Undichte Tanks und Leitungen
  • Landwirtschaftliche Nutzung: Einsatz von Pflanzenschutzmitteln

Altlasten in der Bauleitplanung

Die Bauleitplanung dient der langfristigen städtebaulichen Entwicklung und umfasst unter anderem die Aufstellung von Bebauungsplänen. Bei der Planung von Bauvorhaben in Gebieten mit Altlastenverdacht müssen folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  • Früherkennung: Durch eine frühzeitige Ermittlung von Altlasten können Risiken minimiert und Kosten reduziert werden.
  • Bewertung: Die Bewertung der Altlasten dient der Einschätzung der Gefährdung für Mensch und Umwelt.
  • Sanierung: Bei einer erheblichen Gefährdung ist eine Sanierung erforderlich.
  • Nachsorge: Nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen ist eine regelmäßige Kontrolle erforderlich.

Ermittlung und Bewertung von Altlasten

Die Ermittlung und Bewertung von Altlasten erfolgt in mehreren Schritten:

  1. Voruntersuchung:
    • Recherche in historischen Unterlagen
    • Befragung von Anwohnern und ehemaligen Beschäftigten
    • Luftbildauswertung
  2. Detailuntersuchung:
    • Bodenuntersuchungen (Bohrungen, Schürfe)
    • Grundwasseruntersuchungen
    • Gebäudeuntersuchungen
  3. Bewertung:
    • Vergleich der ermittelten Schadstoffkonzentrationen mit den entsprechenden Grenzwerten
    • Bewertung der Ausbreitungspotenziale
    • Abschätzung der Gefährdung für Mensch und Umwelt

Rechtliche Rahmenbedingungen

Das BBodSchG und die BBodSchV regeln die Altlastensanierung in Deutschland.

  • BBodSchG:
    • Definiert Begriffe wie Altlast und Altlastverdacht
    • Regelt die Zuständigkeiten der Behörden
    • Stellt Anforderungen an die Altlastenermittlung und -bewertung
  • BBodSchV:
    • Enthält detaillierte technische Anforderungen an die Altlastensanierung
    • Definiert Grenzwerte für Boden und Grundwasser

Ausblick

Die Altlastenproblematik wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Bauleitplanung spielen. Zukünftige Entwicklungen werden sich auf folgende Bereiche konzentrieren:

  • Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit: Eine frühzeitige und transparente Information der Bevölkerung ist von großer Bedeutung.
  • Integrierte Betrachtung: Altlasten müssen in einem umfassenden Kontext betrachtet werden, der auch soziale, wirtschaftliche und ökologische Aspekte umfasst.
  • Innovative Sanierungsverfahren: Die Entwicklung neuer, effizienter und umweltfreundlicher Sanierungsverfahren ist ein wichtiger Forschungsbereich.
  • Digitalisierung: Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten zur Erfassung, Verwaltung und Auswertung von Altlastendaten.

Fazit

Die Altlastenproblematik stellt eine komplexe Herausforderung dar, die eine enge Zusammenarbeit von Behörden, Planern, Ingenieuren und anderen Fachleuten erfordert. Durch eine frühzeitige Ermittlung und Bewertung von Altlasten sowie eine konsequente Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben können Risiken minimiert und eine nachhaltige Entwicklung gewährleistet werden.

Das dazu gehörige Fachseminar ist in der Seminarwelt des IWU Magdeburg auffindbar.