Streit um Spielplatz in Staßfurt: Naturschutz versus Familien

Ein geplanter Spielplatz sorgt in Staßfurt im Salzlandkreis nicht für Jubel, sondern für Diskussionen. In der Erich-Weinert-Siedlung haben Anwohner Unterschriften gesammelt – gegen den Bau am Rand eines Wohnviertels. Andere wiederum setzen sich mit einer Initiative für den Spielplatz ein. In der ruhigen Einfamilienhaussiedlung am Stadtrand prallen unterschiedliche Interessen aufeinander: Lärm, Naturschutz und irgendwie auch die Frage, wie generationengerecht die Nachbarschaft sein soll.

Die Erich-Weinert-Siedlung in Staßfurt: akkurat geschnittene Hecken, saubere Straßen, eine gepflegte Wohngegend. Fast alles ist da – nur ein Spielplatz fehlt. Geplant ist er am Ende einer Sackgasse, am Feldrand. Auf den ersten Blick nur Gestrüpp, auf den zweiten ein Lebensraum für geschützte Tiere und Pflanzen. „Hier werden Naturschutz und Interessen von Kindern gegeneinander ausgespielt. Und das stimmt einfach nicht. Hier geht es nicht darum, dass man gegen Kinder ist, sondern dass dieser Platz einfach nicht geeignet ist für Kinder“, sagt eine Kritikerin.

Standort laut Kritikern nicht für Spielplatz geeignet

Für die ehrenamtliche Umweltschützerin Manuela Krüger ist der Standort ungeeignet. Sie verweist auf ein nahegelegenes Auenwäldchen – dort würden streng geschützte Vogelarten leben. „Wir müssen aufhören, Natur immer weiter zu zerstören“, sagt Krüger. Auch fehlender Schatten und ungünstige Zuwegung und die Parkplatzsituation sprechen ihrer Ansicht nach gegen den Ort. „Hier geht es nicht darum, dass man gegen Kinder ist. Aber dieser Platz ist für Kinder einfach nicht geeignet – auch im Interesse der Kinder nicht.“

Stimmen aus der Nachbarschaft: Pro und Contra

Anwohner haben Unterschriften gegen den Standort gesammelt, wollten sich aber nicht vor der Kamera äußern. Gleichzeitig gibt es Vorschläge für Alternativen – etwa auf einem ehemaligen Friedhof hinter einer Hauptverkehrsstraße. Aber auch andere Orte. Doch für Eltern aus dem Viertel ist das keine Lösung. „Der nächste Alternativspielplatz wäre, glaube ich, fünf Minuten Autoweg weg. Also ich will nicht jedes Mal fünf Minuten mich ins Auto setzen, damit das Kind spielen kann,“ sagt ein Vater.

Eine Anwohnerin ergänzt: „Als unsere Kinder klein waren, hat das hier gefehlt. Wir haben zwar alle Einfamilienhäuser mit Grundstücken, aber das ist ja doch ein bisschen Vereinsamung. So hätte es einen Punkt gegeben, wo auch die Mamas mal ein Schwätzchen machen können und die Kinder spielen.“

Politik zwischen Kompromiss und Entscheidung

Der Spielplatz war bereits vor Jahrzehnten versprochen, umgesetzt wurde er nie. Mit dem Zuzug junger Familien ist das Thema nun wieder aktuell. Stadtrat Ralf-Peter Schmidt betont den Bedarf: „Hoffentlich steht hinter mir bald ein Spielplatz.“ Die Bedenken aus der Nachbarschaft nehme er wahr, sehe darin aber auch eine einseitige Sicht auf Kinder. „Wie über die Jugend und die Kinder gedacht wird, das erschreckt mich. Immer nur dagegen sein bringt nichts.“ Stattdessen könne der Platz ökologisch aufgewertet werden – etwa mit Nistkästen, Hecken und Infotafeln über Flora und Fauna.

Auch die aufgeheizte Stimmung beschäftigt ihn. „Es ist so schade für so einen kleinen Kiez,“ sagt Schmidt. Dennoch gebe es eine Mehrheit im Stadtrat für den Bau, verbunden mit Auflagen etwa zu Brandschutz oder Einzäunung. „Das gehört zur Demokratie dazu – eine Debatte, dann ein Beschluss. Und ich denke, dass sich die Gemüter wieder beruhigen, wenn der Spielplatz erst einmal steht.“

Unterstützung aus der Nachbarschaft für den Spielplatz

Unterstützung kommt von Robert Michalak, der die Initiative mit angestoßen hat. „Also dass das so ausufert, war mir natürlich vorab nicht bewusst. Ich dachte eigentlich, wir engagieren uns für etwas Gutes, wo alle zustimmen, alle was von haben.“ Einige Argumente der Gegner könne er nachvollziehen, vieles halte er aber für überzogen.

Für ihn überwiegt der Nutzen: „Im Großteil bin ich der festen Überzeugung, dass wir hier was Gutes für das Wohngebiet erschaffen.“ Von der Stadt erhofft er sich eine schnelle Entscheidung. Von den Nachbarn wünscht er sich, „dass sie dem Spielplatz eine Chance geben – und auch uns als Eltern.“

Bau frühestens ab 2027 möglich

Die Fläche am Ende der Baumeckerstraße ist kein ausgewiesenes Natur- oder Landschaftsschutzgebiet. Weil sie aber im Außenbereich liegt, gilt der Bau eines Spielplatzes dort rechtlich als Eingriff in Natur und Landschaft. Die Untere Naturschutzbehörde verlangt deshalb ein Genehmigungsverfahren mit Gutachten – etwa zu Vögeln und Zauneidechsen.

Solche Verfahren sind Routine. Für den Spielplatz in der Erich-Weinert-Siedlung heißt das: Selbst wenn der Stadtrat zustimmt, wird frühestens 2027 gebaut. Was die Anwohner übrigens eint: alle betonen, nichts gegen Kinder zu haben.

Quelle: MDR SACHSEN-ANHALT

Das dazu gehörige Fachseminar ist in der Seminarwelt des IWU Magdeburg auffindbar.