Bauvorhaben sind von Natur aus hochkomplex und konfliktanfällig. Die Ursachen dafür sind vielschichtig:
- Vielzahl der Beteiligten: Bauherren, Planer, ausführende Firmen, Subunternehmer, Behörden – unterschiedliche Interessen, Fachsprachen und Zielsetzungen treffen aufeinander.
- Hoher Zeit- und Kostendruck: Termin- und Budgetvorgaben sind oft eng gesteckt und Abweichungen führen schnell zu Spannungen.
- Komplexe Vertrags- und Rechtslage: Unklare Schnittstellen, Nachtragsforderungen, Mängelrügen und die Komplexität der VOB (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) schaffen viel Konfliktpotenzial.
- Fehler in Planung und Ausführung: Unvollständige oder sich ändernde Planungen sowie Mängel auf der Baustelle erfordern ständige Nachverhandlungen.
Konflikte sind unvermeidbar, aber die Art und Weise, wie sie bewältigt werden, entscheidet über den Projekterfolg. Ungelöste Konflikte führen zu sogenannten Konfliktkosten (Verzögerungen, Rechtsstreitigkeiten, Demotivation).
🗣️ Kommunikationsstrategien zur Konfliktprävention und -lösung
Eine bewusste und professionelle Kommunikation ist die Schlüsselkompetenz zur Vorbeugung und zur konstruktiven Klärung von Auseinandersetzungen.
1. Präventive Kommunikation
Die besten Konflikte sind die, die gar nicht erst entstehen.
- Klare Verantwortlichkeiten: Bereits in der Vertragsphase müssen Verantwortlichkeiten und Schnittstellen eindeutig definiert und kommuniziert werden.
- Transparenz und Informationsfluss: Regelmäßige, gut dokumentierte Baubesprechungen und eine offene Informationspolitik verhindern Gerüchte und Wissensgefälle.
- Gemeinsames Verständnis schaffen: Alle Beteiligten müssen die Projektziele, den aktuellen Stand und die bevorstehenden Herausforderungen kennen und ein gemeinsames Begriffsverständnis entwickeln (z.B. bei technischen Begriffen).
2. Deeskalierende Kommunikationsführung
Wenn Konflikte auftreten, müssen Strategien zur Deeskalation und zur konstruktiven Lösung angewandt werden.
- Fokus auf Interessen, nicht auf Positionen: Anstatt zu diskutieren, wer recht hat (Position), sollte ermittelt werden, warum jemand eine Forderung stellt (Interesse/Bedürfnis).
Beispiel: Statt „Ich brauche die Fläche sofort!“ (Position) zu fragen, warum die Fläche sofort gebraucht wird (Interesse: Einhaltung des Gesamttermins).
- Aktives Zuhören: Bestätigen Sie das Gesagte des Gegenübers, um zu zeigen, dass Sie es verstanden haben (Paraphrasieren). Dies baut Vertrauen auf und entschärft emotionale Reaktionen.
- „Ich“-Botschaften senden: Kommunizieren Sie die eigenen Bedürfnisse und Gefühle, ohne dem Gegenüber Vorwürfe zu machen.
Schlecht: „Sie haben uns mit Ihrer Verzögerung in Schwierigkeiten gebracht!“
Besser: „Ich sehe, dass der Terminplan in Gefahr ist, und ich mache mir Sorgen um die Einhaltung unserer vertraglichen Pflichten.“
🧠 Erforderliche Kommunikationskompetenzen für Bauprofis
Neben den Strategien benötigen alle Projektbeteiligten bestimmte Soft Skills:
| Kompetenz | Beschreibung |
| Empathie | Die Fähigkeit, sich in die Lage des anderen zu versetzen und dessen Interessen zu erkennen. |
| Konfliktfähigkeit | Die Bereitschaft, Konflikte frühzeitig anzusprechen und nicht zu verdrängen. |
| Zielorientierung | Die Fähigkeit, in hitzigen Diskussionen den Blick auf das gemeinsame Projektergebnis zu lenken. |
| Sachlichkeit | Die Trennung von sachlicher Problematik und persönlicher Beziehungsebene. |
| Verhandlungsgeschick | Die Fähigkeit, Win-Win-Lösungen zu erarbeiten, bei denen die Bedürfnisse aller Parteien bestmöglich berücksichtigt werden. |
Das dazu gehörige Fachseminar ist in der Seminarwelt des IWU Magdeburg auffindbar.
