Die Baugrunduntersuchung ist eine unverzichtbare Grundlage für jedes Bauvorhaben. Sie dient der Ermittlung der Eigenschaften des Baugrunds und liefert somit die notwendigen Informationen für eine sichere und wirtschaftliche Gründung des Bauwerks. Dieser Fachbeitrag beleuchtet die rechtlichen und technischen Aspekte der Baugrunduntersuchung unter ingenieurtechnischen Gesichtspunkten.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Die Durchführung von Baugrunduntersuchungen ist in Deutschland in verschiedenen Rechtsvorschriften geregelt, darunter:
- Bauordnung der Länder: Die jeweiligen Landesbauordnungen enthalten Regelungen zur erforderlichen Tiefe und Anzahl der Bohrungen sowie zur Dokumentation der Ergebnisse.
- DIN 18300: Diese Norm legt die allgemeinen Grundsätze für die Erkundung des Baugrundes fest und dient als Grundlage für die Planung und Durchführung von Baugrunduntersuchungen.
- VOB, Teil C: Die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) regelt die vertraglichen Beziehungen zwischen Bauherrn und Auftragnehmer und enthält Bestimmungen zur Baugrunduntersuchung.
Ziele der Baugrunduntersuchung
- Ermittlung der Bodenart und -schichtung: Bestimmung der Zusammensetzung und der Lagerung des Bodens.
- Bestimmung der bodenmechanischen Kennwerte: Ermittlung der Tragfähigkeit, Verformbarkeit und Durchlässigkeit des Bodens.
- Erkundung des Grundwasserspiegels: Bestimmung der Tiefe des Grundwasserspiegels und seiner Schwankungen.
- Erkennung von Baugrundrisiken: Identifizierung von potenziellen Problemen wie Hohlräumen, Verkarstungen, Altlasten oder Bodenbewegungen.
- Grundlage für die Gründungsauslegung: Bereitstellung der erforderlichen Daten für die Bemessung der Gründung.
Verfahren der Baugrunduntersuchung
- Schürfe: Offene Gruben zur direkten Betrachtung des Bodens.
- Bohrungen: Gewinnung von Bodenproben aus größeren Tiefen.
- Sonderungen: Ermittlung der Lagerungsdichte und der Tragfähigkeit des Bodens.
- Geophysikalische Verfahren: Einsatz von geophysikalischen Geräten zur indirekten Erkundung des Untergrunds (z.B. Georadar, Elektromagnetik).
- Laboruntersuchungen: Analyse der Bodenproben im Labor zur Bestimmung der bodenmechanischen Kennwerte.
Inhalte eines Baugrundgutachtens
Ein Baugrundgutachten fasst die Ergebnisse der Baugrunduntersuchung zusammen und enthält folgende Angaben:
- Allgemeine Angaben: Bauvorhaben, Standort, Auftraggeber
- Durchgeführte Untersuchungen: Art und Umfang der Untersuchungen
- Ergebnisse: Beschreibung der Bodenverhältnisse, Ergebnisse der Laboruntersuchungen, Grundwasserverhältnisse
- Bewertung: Beurteilung der Eignung des Baugrunds für das geplante Bauvorhaben
- Empfehlungen: Empfehlungen zur Gründung und zu weiteren Maßnahmen
Bedeutung für die Bauausführung
Die Ergebnisse der Baugrunduntersuchung sind für die Planung und Ausführung des Bauvorhabens von entscheidender Bedeutung. Sie dienen als Grundlage für:
- Die Wahl der Gründung: Auswahl der geeigneten Gründungstypen (z.B. Flachgründung, Tiefgründung)
- Die Bemessung der Gründung: Berechnung der erforderlichen Tragfähigkeit der Gründung
- Die Baugrubensicherung: Planung und Durchführung der Baugrubensicherung
- Die Bauausführung: Anpassung der Bauausführung an die gefundenen Bodenverhältnisse
Rechtliche Folgen bei fehlerhafter Baugrunduntersuchung
Eine fehlerhafte Baugrunduntersuchung kann zu erheblichen Schäden führen, wie z.B. Setzungen, Rissen oder gar dem Einsturz von Bauwerken. Die Verantwortlichen können für diese Schäden haftbar gemacht werden.
Fazit
Die Baugrunduntersuchung ist eine unverzichtbare Voraussetzung für jedes Bauvorhaben. Sie dient der Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Langlebigkeit von Bauwerken. Eine sorgfältige Planung und Durchführung der Baugrunduntersuchung sowie eine klare Dokumentation der Ergebnisse sind von entscheidender Bedeutung.