Baugrunduntersuchungen unter ingenieurtechnischen Aspekten

1. Einleitung

Eine Baugrunduntersuchung ist eine wesentliche Voraussetzung für die sichere und wirtschaftliche Ausführung von Bauvorhaben. Sie liefert wichtige Erkenntnisse über die Beschaffenheit des Baugrundes, die für die Bemessung der Gründung und die Auswahl geeigneter Bauverfahren erforderlich sind.

2. Ziele und Aufgaben der Baugrunduntersuchung

Die Ziele einer Baugrunduntersuchung sind:

  • Erkundung des Bodenaufbaus und der Bodeneigenschaften: Hierzu gehören die Bestimmung der Bodenart, der Korngröße, der Lagerungsdichte, der Konsistenz, der Tragfähigkeit und der Wasserdurchlässigkeit.
  • Ermittlung der Grundwasserverhältnisse: Der Grundwasserstand und die Grundwassereigenschaften (z.B. Aggressivität) spielen eine wichtige Rolle für die Gründung und die Baugrubensicherung.
  • Erkennung von geotechnischen Risiken: Hierzu gehören z.B. Altlasten, Karstgebiete, lösliche Böden und Setzungspotenziale.
  • Bereitstellung von Daten für die Gründungskonzeption: Die Ergebnisse der Baugrunduntersuchung bilden die Grundlage für die Bemessung der Gründung und die Auswahl geeigneter Bauverfahren.

3. Verfahren der Baugrunduntersuchung

Die Auswahl der geeigneten Verfahren zur Baugrunduntersuchung hängt von den Baugrundverhältnissen, der Größe und Art des Bauvorhabens und den geforderten Erkenntnissen ab. Zu den gängigsten Verfahren gehören:

  • Schürfe: Schürfe sind offene Gruben, die bis zu einer Tiefe von ca. 3 m abgeteuft werden können. Sie ermöglichen eine direkte visuelle Begutachtung des Bodens und die Entnahme von Bodenproben.
  • Bohrungen: Bohrungen können bis in große Tiefen (bis zu mehreren hundert Metern) abgeteuft werden. Sie ermöglichen die Gewinnung von Bodenproben und die Durchführung von In-situ-Versuchen.
  • Sondierungen: Sondierungen sind zerstörungsfreie Verfahren zur Erkundung des Bodens. Sie ermöglichen die Bestimmung der Lagerungsdichte, der Tragfähigkeit und der Steifigkeit des Bodens.
  • Geophysikalische Verfahren: Geophysikalische Verfahren wie die Geoelektrik und die Seismik ermöglichen die Erkundung des Bodens über große Flächen.

4. Auswertung der Untersuchungsergebnisse

Die Ergebnisse der Baugrunduntersuchung werden in einem Baugrundgutachten zusammengefasst. Das Baugrundgutachten enthält eine Beschreibung der Baugrundverhältnisse, die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen und eine Bewertung der geotechnischen Risiken. Das Baugrundgutachten bildet die Grundlage für die weitere Bauplanung.

5. Normen und Regelwerke

Die Durchführung von Baugrunduntersuchungen und die Erstellung von Baugrundgutachten unterliegen genormten Regelwerken. In Deutschland sind insbesondere die DIN-Normen 4020 (Geotechnische Erkundung), 4021 (Baugrunduntersuchung durch Rammkernbohrungen), 4094 (Baugrunduntersuchung durch Rammsondierungen) und 18300 (Baugrunderkundung und Gründungsbemessung) relevant.

6. Fazit

Baugrunduntersuchungen sind ein wichtiger Bestandteil der Bauplanung und tragen zur Sicherheit und Wirtschaftlichkeit von Bauvorhaben bei. Die Auswahl der geeigneten Verfahren und die Auswertung der Untersuchungsergebnisse erfordern ingenieurtechnisches Fachwissen.

Zusätzliche Ausführungen:

  • Homogenbereiche: Im Gegensatz zu herkömmlichen Bodenklassen, die den Boden in breite Kategorien einteilen, berücksichtigen Homogenbereiche die Heterogenität des Bodens viel genauer. Dies ermöglicht eine detailliertere Analyse der Bodeneigenschaften in unterschiedlichen Teilen des Baugrunds und führt zu präziseren Ingenieurmodellen.

Das dazu gehörige Fachseminar ist in der Seminarwelt des IWU Magdeburg auffindbar.